Atem, meerwärts

Perlhell strömen die Fluten
meines Atems zu dir
küstennah

spült es dich unter
mit geschlossenen Augen
in meinen Wellen

atmest du Weite
Land und Ufer
folgst meinem Rhythmus
taktvoll

Zug für Zug
nimmst du mir Atem
stoßweise

fängst mein Mark
zwischen Zähnen
und Zunge

öffnest Tore
in herbsüßes Fruchtfleisch
duftend nach Liebe
Wein und Tränen

steige ich dir
in Scheidewände
zur Wurzel
fülle deinen Kopf
mit schwerleichtem Ja

porenweise
verströme ich mich
atemlos
in dich

Sturmgrün

das Wasser steigt
den Horizont hinauf
wälzt sich in unsere Augen

Ich gehe
windschief
gegen die Wolken gestemmt
die in deine Stirn rollen
drücke den Hühnergott
in deiner Tasche

Und schweige salzlippig
bis sich die Tür
an deinen Mundwinkeln öffnet

Wellenschweigen

Scharfkantig schneidet Sonne
dein fremdvertrautes Gesicht
aus den Nebeln unserer Nähe
setzen wir Füße in Strandweiß

Augenblicks gehen uns Jahre verloren
wer grübe sie aus
unter der Wellen Schlag
frisst Zeit sich fest

Im Nebel ein Singen
berührt Handflächen
tragen Zittern und Mauerseelen
möwenschnell

Saphirgrün das Meer
legt zahm sich zu Füßen der Zeit
klippenhoher Ton singt Rot
die Stirnen falten verlorene Wege
und streichen sich glatt

Möwenblicke bewachen
die Grenze zwischen Welt und Himmel
verlieren auch heute
dämmerwärts

Wellenschweigen senkt sich
über dein Auge
in dem ich ruhe unbewegt
atme ich übers Wasser
und Welle um Welle bricht
still