Foto: Hagen Schröter
veröffentlicht in »Resonanz« und »Edition der Dichterhandschriften«, Brentano-Gesellschaft, Frankfurt 02
TANGO
rot
der zigarrenrauch verhüllt
nichts bleibt von draußen
der schuh gewechselt
augenwärts bewegung
werben wortlos
zugreifen
handverwoben der anfang
umarmt
schritt folgt nah
auf dem fuße gedreht
weich das becken achtet
das eine das andere ist
alles
oberleibverwunden
mittig das sein & das ihre reagiert
verständig
absatz verstreichelt
z e i t
am hosenbein hinauf
ins geschlossene auge
beobachtet
akzentuiert der ton zuletzt
trennt hände
zwei paar zuviel
worte
gewechselt der schuh
TANGO
Für M.M.
Blicklos schaue ich
in dich hinein
erkenne mich an deiner Mitte
Wir richten uns auf
aneinander
zum Grunde gehen
Nicht die kleinste Bewegung
trennt uns
TANGO (IN DER STRANDBAR)
Ich versande
an nächtlichen Quellen der Spree
schöpfe mit den Augen Lust
Die alte Musik des Mondes
dreht mich im Kreis
Meine Gedanken laufen
kreuzweise an mir vorbei
ich fasse keinen mehr
bin rand- und maßlos
übervoll
Zerregne mich gewittergleich
über alle Tänzer
und gebäre ihnen
tausende Melodien
in den Morgen
ERFORDERLICH
Du sagtest FORM
Ich zerfloß
Du sagtest GRENZE
Ich schoß darüber hinaus
Du sagtest GLEICHGEWICHT
Ich kippte um und riß dich mit
FLIESSEN
Meine Hand fließt
in deine Hand
von deinem Schweiß getränkt
lasse ich sie dir
Mein Blut fließt
in deines
von deiner Mitte geführt
nehme ich die meine wahr
Mein Atem fließt
in deine Wange
von deinem Geruch getränkt
nehme ich ihn zurück
Mein Körper fließt
in deinen Körper
von der Musik getragen
nimmst du mich hin
Ich fließe in dich
von deinem Sein durchtränkt
nehme ich mich zurück