FROSCHKÜSSEN

Prinzessin Rosamunde war ein wenig traurig.
Und dies trotz ihrer wunderbaren Kleider an einer Stange aufgereiht, die durch das halbe Schloss führte (Allerdings nicht VON der Stange!).
Trotz ihres schönen, luxuriösen Schlosses (Sieben-Sterne-Standard!). Trotz der circa achthundert Paar Schuhe.
Und trotz der täglich (mindestens!) drei Bewerber, die die 1000 Vasen des Schlosses mit frischen Rosen füllten und vor Rosamunde den Fußboden schrubbten.
Irgendetwas musste noch fehlen zu Rosamundes Glück. Vielleicht ein Prinz, ein richtiger märchenhafter Prinz an ihrer Seite? Vielleicht. Aber woher nehmen?
Rosamunde lief in ihrem herrlichen Garten umher, doch alle zwitschernden Vögelchen, alle zirpenden Grillen und alle duftenden Blümchen konnten sie nicht fröhlicher stimmen. Da drang in ihre zarten Öhrchen ein unangenehmes „Quaaak“.
Rosamunde guckte verwundert aus ihrer edlen Wäsche. Und endlich entdeckte sie einen kleinen, grünen Kerl, aus dessen breitem Maul das gekommen sein mochte. „Küss mich,“ quakte der Typ und reckte sich auf die wackeligen Delikatessenbeinchen.
„Ph “, machte Rosamunde und spitzte den rosa Mund.
„Da könnte ja jeder kommen… “
„Aber ich bin doch ein verzauberter Prinz“, sagte der Frosch.
„Na, den Trick kenn ich schon“, antwortete Rosamunde, drehte sich auf dem Absatz um und stöckelte davon. Aber nach drei Schritten stolperte sie auf ihren Hochhackigen und- pardauz…
…fiel sie auf den – nein, nicht auf ihren Allerwertesten, auch nicht auf ihre Stupsnase, nein, sie fiel genau auf den Frosch! Der hatte sich nämlich in Windeseile vor sie geworfen.
„Danke, sehr aufmerksam“, murmelte Rosamunde verlegen und kühl zugleich, wie Prinzessinnen nun einmal sind.
„Krieg ich nun nicht doch einen klitzekleinen, ich meine, vielleicht bin ich ja genau der Prinz, den du dir… “
„Den ich mir wünsche? Das glaube ich kaum! Ich hab doch Augen im Kopf!“
„Was hast du zu verlieren? Ich küsse ganz gut, ob als Frosch oder Prinz… “
„Nein, danke!“ sagte die Prinzessin und drehte sich erneut um.
„Rosamunde,“ sagte der Frosch da mit tiefer, schöner Stimme.
„Rosamunde, wir sind füreinander bestimmt. Küss mich und wir werden uns für immer lieben.“
Die Prinzessin blieb stehen.
„Na gut“, seufzte sie und murmelte:„Ich hab schließlich schon
Hässlichere geküsst. Hans-Peter-Claus zum Beispiel. Oder den dicken Ritter, der mir den Traumurlaub in den Drachenhöhlen inklusive Drachenreiten bezahlt hat… “
Sie neigte sich also hinab, spitzte die Lippen und schloss die Augen …
Und siehe da, der Frosch verwandelte sich in einen…